Landwirtschaftliche Jugendverbände beziehen Stellung

Ja zu bäuerlichem Protest, Nein zu rechter Hetze

Artikel 05.01.2024

Vier landwirtschaftliche Jugendverbände wenden sich vor dem Hintergrund der bäuerlichen Proteste besorgt an Politik und Gesellschaft: Das Ausmaß der Aktionen zeigt, dass Landwirtinnen und Landwirte seit Jahren mit dem Rücken zur Wand stehen. Trotzdem rufen die agrarischen Jugendverbände dringend dazu auf, mit Anstand und Haltung zu demonstrieren.

Auslöser der Proteste waren die geplanten Kürzungen im Bereich Agrardiesel und Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Betriebe. „Auch wenn die Kürzungen inzwischen teilweise zurückgenommen wurden, bin ich immer noch wütend, denn meine Wut richtet sich gegen die gesamte Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte. Der Haushaltsbeschluss vom 13. Dezember hat das Fass nur zum Überlaufen gebracht”, sagt Torben Weerts von der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands e.V. (KLJB), Bundesarbeitskreis Landwirtschaft.   

Der Druck auf die Landwirtschaft ist hoch

Vom Haushaltsloch, über den Umbau der Tierhaltung bis hin zur Klimakrise: Der Druck auf die Landwirtschaft ist hoch. Aber Lösungsansätze, wie sie von der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission erarbeitet wurden, werden nicht umgesetzt. Das nimmt jegliche Planungssicherheit. Junglandwirtinnen und Junglandwirte wollen nicht von staatlichen Geldern abhängig sein und für den Erhalt von Subventionen demonstrieren. Aber ohne richtige Rahmenbedingungen, in denen faire Erzeugerpreise erzielt werden können und die Verhandlungsmacht von Aldi, Edeka und Co beschränkt wird, gibt es keine wirklichen Alternativen. Andere Bevölkerungsgruppen  und Sektoren müssen ebenso in die Pflicht genommen werden, ihren Beitrag zu leisten!

Wir lassen uns nicht vor den Karren der Rechten spannen!

Wir brauchen einen respektvollen und inhaltlich fundierten Diskurs innerhalb der gesamten Gesellschaft. Teilweise werden die bäuerlichen Sorgen und Proteste durch extrem rechte und antidemokratische Hetze und Parolen vereinnahmt. Das lenkt die Diskussion von den eigentlichen Problemen ab und gefährdet unsere Position.   

„Es reicht, dass die Politik uns nicht versteht. Es ekelt mich an, dass uns jetzt auch noch die Rechten für ihre Interessen vor den Karren spannen. Hetze und Hass sind so laut, dass unsere eigentlichen Probleme und Sorgen nicht mehr gehört werden”, so Maria K., Junglandwirtin aus Bayern und Mitglied der jungen AbL.

„Wütend sein, sich ungerecht behandelt oder schlecht regiert zu fühlen ist das eine. Bedrohungen, Gewalt und Angriffe gehen jedoch gar nicht. Lasst uns weiter protestieren: gegen Kürzungen und für die Zukunft der Landwirtschaft. Aber ausschließlich friedlich! Moderne Landwirtschaft braucht Planungssicherheit. Noch wichtiger sind für sie aber Frieden, Freiheit und eine stabile Demokratie”, macht Theresa Schmidt, die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend, klar.

Viele Landwirtinnen und Landwirte werden gerade pauschal als rechts abgestempelt. Das ist schlichtweg falsch! „Leider begegnet uns rechtes Gedankengut auch in der Landwirtschaft und auf dem Land. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Aber wir landwirtschaftlichen Jugendverbände stehen für Demokratie und Vielfalt. Wir kämpfen für eine bunte, zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland”, sagt Tobias Kleuter, Junglandwirt und Vorstandsmitglied im Ring der Landjugend.

 Weiterführende Links:

  • Stellungnahme des Bundes der Deutschen Landjugend: www.landjugend.de/presse/news/bauernproteste-ja-voelkische-ableger-nein
    Darin fordert die größte deutsche Junglandwirt:innen-Organisation „die Initiator:innen der Bauernproteste und die Verbände dazu auf, eine Unterwanderung und Instrumentalisierung legitimer Demonstrationen und Aktionen durch antidemokratische Kräfte zu unterbinden. Der BDL ruft alle Teilnehmenden von Protesten auf, kritisch zu bleiben und den gesunden Menschenverstand zu wahren, um sich nicht von rechts vereinnahmen zu lassen.“
  • Grundsatzpapier des Bundes der Deutschen Landjugend: Nein zu Rechtsextremismus und Rassismus: www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Positionen/2008_Grund satzpapier_rechtsextremismus.pdf