Was Jugendarmut und Gentechnik gemeinsam haben

Vor der Position steht die Auseinandersetzung

Artikel 03.04.2023

Fakten, Argumente, Statistiken… Was so trocken klingt, hat in den Arbeitskreisen des Bundes der Deutschen Landjugend e. V. (BDL) gerade richtig Wirbel verursacht. Aber ohne geht es nicht. Sie werden geprüft, bewertet und in die Arbeit einbezogen. Und zwar lange bevor die Bundesmitgliederversammlung Positionen verabschiedet, um die Interessen junger Menschen in ländlichen Regionen in politischen Diskussionen zu tragen.

Das verbindet Jugendarmut und Gentechnik. Beide Themen bewegen Jugend auf dem Land. „Darum schauen wir uns in unseren Arbeitskreisen Argumente, Beispiele aus der Praxis und wissenschaftliche Erkenntnisse an. Sitzung für Sitzung ringen wir diskussionsfreudig miteinander, um am Ende eine gemeinsam getragene Haltung zu erarbeiten“, berichtet BDL-Vize Sebastian Dückers. Das gilt auch in den aktuellen Debatten. „In Sache Jugendarmut zum Beispiel: Wir sind uns einig, dass allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen beim Aufwachsen zustehen. Wie das am besten zu erreichen ist, wer was dazu beitragen oder umsetzen muss, gucken wir uns gerade genau an“, sagt der Schornsteinfeger vom Niederrhein.

Da geht es darum, Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrem Elternhaus Teilhabe zu ermöglichen, die Ausgestaltung der Kindergrundsicherung, die Definition von gutem Leben, um Bildungsgerechtigkeit und bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen auf dem Land. „Sicher ist für uns: Armut ist kein Phänomen der Stadt. Gerade in strukturschwachen und peripheren Regionen gibt es ein besonders hohes Armutsrisiko. Deswegen ist gerade Jugendarmut für uns ein Thema“, macht der BDL-Vize deutlich.

Genauso aktuell ist die Debatte um Grüne Gentechnik. „Zunächst ist uns wichtig, klarer zu formulieren, worüber wir eigentlich reden“, nimmt Maike Delp, stellvertretende Bundesvorsitzende im BDL, den Faden auf. Auf die aktive Beeinflussung des genetischen Materials legt es der Mensch an, seitdem er vor über 12.000 Jahren mit dem Ackerbau begonnen hat, heißt es im BDL. Durch Sortenauslese und gezielte Züchtung hat der Mensch erfolgreich die Größe oder den Ertrag von Pflanzen beeinflusst.

Erst durch Kreuzungen und Auslese sind die heutigen Getreidesorten entstanden. „Neue Züchtungsmethoden wie die sognannte Genschere CRISPR/Cas9 können gezielter und schneller die Eigenschaften von Pflanzen verändern. Und eine schnellere Anpassung unserer Pflanzen an die Herausforderungen des Klimawandels ist dringend nötig“, sagt die Jungwinzerin aus praktischer Erfahrung. Doch weder übereilt, noch leichtfertig befassen sich die Arbeitskreise mit allen dafür oder dagegen sprechenden Argumenten rund um Gentechnik, um auch hier einen innerverbandlich gemeinsam getragenen Konsens zu erarbeiten.

Diese wertvolle Debattenkultur und inhaltliche Auseinandersetzung im vorpolitischen Raum sei einer der wichtigen gesellschaftlichen Beiträge von Jugendverbandsarbeit, ergänzt Sebastian Dückers. Er freut sich auf die weitere Arbeit, die gerade wegen der unterschiedlichen Erfahrungen der jungen Menschen im ländlichen Raum viele Sichtweisen aufnehmen kann. Das zeichnet die BDL-Positionierungen aus.

Bisher von der Bundesmitgliederversammlung des BDL beschlossene Positionen sind auf der Webseite https://www.landjugend.de/der-bdl/positionen veröffentlicht.