Parlamentarischer Abend des BDL

„Mehr Politik fürs Land“

Artikel 29.03.2023

„Was wir wollen, wissen wir: Ländliche Räume, die jungen Menschen Heimat und Zukunftsperspektiven bieten.“ Mit dieser klaren Botschaft läutete Jan Hägerling, der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL), gestern den Parlamentarischen Abend ein. Nach zwei Jahren Pandemie bedingter Pause trafen sich Bundestagsabgeordnete und politisch Verantwortliche, Landjugendliche und Gäste befreundeter Verbände in Berlin, um sich auf Augenhöhe über „Mehr Politik fürs Land“ auszutauschen.

Mittendrin Claudia Müller, die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundeslandwirtschaftsministers, die schon vor ihrem Besuch gestern wusste: „Wo die Landjugend ist, ist was los. Nicht nur heute in Berlin, sondern auch auf politischer Ebene in den Kommunen, Kreisen, Ländern und dem Bund." Sie sprach den Landjugendlichen aus den Herzen, als sie in ihrem Grußwort am Beispiel ihrer Heimat zeigte, wie Zukunftschancen gerade auf dem Land von Mobilität, Schulstandort und Engagement abhängen.

Der perfekte Einstieg für eine intensive und hochpolitische Auseinandersetzung. Für diese hatte sich der BDL sechs Themen von B wie Beteiligung über J wie Jugendarmut bis U wie Umbau der Tierhaltung ausgesucht, die teils heftig diskutiert wurden. Kein Wunder, wenn nicht nur die knapp 20 Bundestagsabgeordneten ins Schwitzen kamen. Schließlich bot der Parlamentarische Abend Austausch in Reinkultur: Farbe bekennen, Perspektiven wechseln, voneinander lernen.

In einer der voll besetzten Diskussionsrunden bewegte das drohende Komplettverbot bei Pflanzenschutzmitteln jeglicher Art in sogenannten „sensiblen Gebieten“ die Gemüter. Allen war klar, dass der Weinbau nachhaltiger arbeiten muss und kann. Doch damit Jungwinzer:innen eine Zukunft haben, müssen sie weiterhin qualitativ hochwertigen Wein herstellen können. Mit strikten Verboten gebe es weder das eine noch das andere. Die Auswirkungen beträfen auch Weintourismus und Wirtschaft, das Dorfleben und langfristig auch die Bleibeperspektiven auf dem Land. Die Jungwinzer:innen im BDL fordern daher gemeinsam mit den Junglandwirt:innen einen gesetzlichen Rahmen für den Pflanzenschutz, mit dem Reben und andere Kulturen angemessen geschützt werden können.

Recht einig waren sich Landjugendliche und politisch Verantwortliche in Sachen Beteiligung junger Menschen. Neben vielen praktischen Beispielen von Jugendparlamenten bis zur Zukunftskommission Landwirtschaft wurde sehr deutlich, dass die Rahmenbedingungen passen müssen. Auch Engagement muss man sich leisten können. Nur wenn Jugend wirklich beteiligt wird, kann eine zukunftsfähige Politik gestaltet werden, die auch kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.

In den hartnäckigen Diskussionen zu neuen Züchtungsmethoden überwogen Aufgeschlossenheit und der Wunsch, dass es weder zu Monopolisierung noch zu Abhängigkeiten kommt. Klar ist allen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse die Basis bilden, neue Sorten sicher sein und die Diskussionen fortgesetzt werden müssen.

Gleiches gilt für die Debatten zu Jugendarmut und Mobilität; genau wie die zum Umbau der Tierhaltung für mehr Tierwohl. An dem Thementisch wurde so praktisch diskutiert, dass am Ende jede und jeder genau wusste, was Junglandwirt:innen brauchen, um in der Tierhaltung eine Zukunft zu haben. Dazu gehört unbedingt Planungssicherheit für Investitionen und endlich die Umsetzung der Ergebnisse der Borchert-Kommission.

„Die Diskussionen werden nachhallen. Vieles muss sich erst setzen, doch mit Herz und Verstand werden wir dazu weiterarbeiten: in der Landjugend, in politischen Auseinandersetzungen und Gremien… Denn wir wollen mehr Politik fürs Land“, verspricht die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt. Das verknappte Resümee des Parlamentarischen Abends: Mit sechs Eieruhren, knapp 20 MdBs und 40 Landjugendlichen aus der Republik und vielen Gästen hat der größte Jugendverband im ländlichen Raum Politik gemacht. „Wer uns kennt, weiß, dass das keine Eintagsfliege ist. Wir bleiben dran“, so die Bundesvorsitzenden.

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